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4.11.2001

Gute 24 Stunden noch bis Las Palmas ... und wir fühlen uns in die Nordsee zurückversetzt.

Auf See, Winde zwischen S bis SW und 4-6, in Böen deutlich mehr, warmes "Schietwetter" und noch 170 sm bis Las Palmas.

Was für eine Nacht von Samstag auf Sonntag. Statt der erhofften Schönwettersituation ( T-Shirt und Shorts auch abends im Cockpit ...) hat es uns zum Ende noch einmal richtig getroffen. Wahrscheinlich meinte Rasmus, er hätte uns bislang für ein herbstliche Überführung nicht genügend gebeutelt.

"Hinreichend" Wind, natürlich mehrheitlich von vorn, ständig nach Stärke und Richtung wechselnd. Das ganze vermischt mit schweren Regenschauern und als besonderem Highlight einem schwerem Gewitter morgens um 5 Uhr. Gewitter in südlichen Gefilden auf See gehören zu der Kategorie von Erlebnissen (wie Pestausbrüche im Mittelalter und Hunnenüberfälle ein paar Jahre früher), die man am bestens in Büchern studiert; zuhause am warmen Kamin. So eindrucksvoll ein solches Gewitter auch ist, der ohrenbetäubende Lärm des Donners und die taghellen Blitzeinschläge in ansonsten stockdunkler Nacht, signalisieren eine tatsächliche Gefahr.

Zunächst galt es sofort die empfindliche Elektronik komplett auszuschalten, um sie nicht durch Überspannungen zu gefährden. Mit näher heranrückendem Gewitter (wir waren zum Schluß mitten im Zentrum) wurden alle Crewmitglieder geweckt und "fully dressed and with life jackets" an Deck befohlen. Chris, unser britischer Skipper hat mein, ihm während einer schweren Regenböe in seine Crewkammer zugerufenes Kommando leider nur zur Hälfte verstanden, zu tief hat er während seiner Freiwache geschlafen. Entsprechend erschien er zwar sehr schnell ( was man ja auch nachvollziehen kann, wird man nachts "gebeten", sich schnell mit Rettungsweste an Deck einzufinden), dafür aber ansonsten nur mit Shorts bekleidet an Deck ... und das bei dem Wetter. Trotzdem hat er später wieder am längsten durchgehalten; die britischen Profisegler sind eben doch wahre "Härtetypen".

Das Gewitter haben wir zum Glück nach einer aufregenden und Angst einflössenden Stunde heil überstanden, das für uns sehr ungünstige Wetter hält allerdings weiter an und lässt aus ursprünglich einem noch geplanten Tag wohl zwei Segeltage werden. Entsprechend begeistert sind unsere Gesichtsausdrücke während der Wache :

Und das nennt sich nun Segeln im sonnigen Süden. Da hätte man auch zu einem Herbsttörn in Nord- und Ostsee aufbrechen können. Während ich dies schreibe, geht eine schwere Regenböe nach der nächsten mit bis zu 30 Knoten über uns weg, natürlich immer direkt von vorne kommend. Wird Zeit, dass wir ankommen; aber ob das nun noch am Montag klappt, erscheint inzwischen fraglich. Auf gehts in die nächste Nacht; Halma- oder Golfspielen ist wohl doch besser als Segeln.

Thormod Ohm / 4.11.2001

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