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5.10.2001

Man reiche mir mein Beißholz, das mit der Niroverstärkung ... und dann war da noch die Sache mit den Mündungsklappen.

Eine gute Werft hat für die vor Ort anwesenden Eigner immer eine Reihe von kräftigen Beißhölzern parat. Die lauten Begeisterungs- oder Wutschreie stören ansonsten die konzentriert vor sich hin schleifenden und lackierenden Bootsbauer bei der Arbeit. Aber der Reihe nach ....

Die ansonsten eher moderate Töne anschlagende Bootszeitschrift "YACHT", immerhin Europas grösstes Segelmagazin, hat mal richtig "zugelangt". In einem fundierten Artikel, der auch deutlich Roß und Reiter benannt hat (und das totz drohender Anzeigenverluste), wurde der Pfusch bei den bekannten Werften von Serienbooten angeprangert. Die Ergebnisse waren erschreckend. Natürlich wurde dabei auch deutlich über die mangelnde Kontrolle im Rahmen der obligaten CE-Zertifizierung berichtet. Danach erscheint der Erwerb der CE-Plakette in etwa so schwierig wie der Erwerb des allg. Armutszeugnisses für angehende Bootseigner. Unterschiede zwischen den einzelnen Werften ergeben sich höchstens in der Anbringungen der CE-Plakette nach erfolgter Abnahme; bei BAVARIA wird die Papp-Plakette wahrscheinlich mit wasserlöslichem Papierkleber am Bug angeheftet.

Wenigstens wurden unsere in der Bareboot-Charter laufenden Schiffe von den Pfuschvorwürfen ausgenommen. Einfach mal auf der Startseite nachschauen ...

Kurzum : Ein guter Artikel zur völlig falschen Zeit ! Offensichtlich hat der dänische CE-Besichtiger den Artikel genauestens gelesen und überdies gewusst, daß eben die Kollegen der YACHT nächste Woche für eine Reportage an Bord der "Heaven can wait" erwartet werden. Sie kamen dann zu dritt .... und verkündeten, daß heute nicht die CE-Zertifizierung stattfinde, sondern dies vielmehr erst der Auftakt des Zertifizierungsprozesses sei. Da musste dann schon mal das Beißholz ran, zunächst noch das simple aus Teakholz.

Erste Bemerkung der Prüfer : Auf der höchst aufwendig aus Niro gefrästen und gravierten CE-Plakette (von der Bauwerft mit allen wichtigen Schiffsdaten anzufertigen) sei der verfügbare Platz für das spätere Einstanzen der CE-Prüfnummer nicht wie vorgesehen 8 mm sondern nur 6,9 mm hoch ....

Und dann freut sich auch noch die Bauwerft, daß sie nun endlich einmal den hohen Standard ihrer Bauausführung im Rahmen einer ausführlichen Prüfung vernünftig aufzeigen kann. Da bleibt ja noch Zeit für andere schöne Dinge : ... und wirft sofort die Liste der noch ausstehenden Restarbeiten vor der endgültigen Abreise zur Seite, legt ein neues Blatt Schleifpapier ein und beginnt den lackierten Teil des Deckshauses für eine nochmalige Lackierung (Nr. 19 ?) abzuschleifen. Man hole mir die Niroverstärkung für das Beißholz !!!!

Und was macht man als völlig frustierter Eigner an so einem Tag (es hat nicht einmal geregnet) : Man setzt sich mit den Alkohol-Restbeständen von der Taufe an das in den Morgenstunden durch Vertreter des amerikanischen Herstellers Raytheon kalibrierte Radargerät und spielt ein bißchen herum. Der erste Eindruck ist gewaltig. Dank des grossen, offenen Scanners ist die Auflösung des Radargerätes mit normalen Yachtradargeräten nicht mehr zu vergleichen. So ähnlich muss es bei den Amerikanern auch in den AWACS-Flugzeugen aussehen.

Noch gewöhnungsbedürftiger ist dann die neue Software. Kaum hat man ein "verdächtiges" Radarziel per Trackball angeklickt, erscheint der Softkey "Target Acquisition" . Danach wird das Objekt auf dem Schirm von einer Datenbox begleitet (Feindfahrt, -kurs, -entfernung, Relative Annäherungsgeschwindigkeit, etc...) und mit einem lustigen kleinen Vektor für Fahrt und Geschwindigkeit versehen. Die Zusammenfassung aller Daten erscheint dann auf der "Target List" .... Jetzt fehlt nur noch ein Display mit : "Mündungsklappen auf, Rohr 1 - 3 bewässern". Hoffentlich haben die Amis da nicht das falsche Softwarerelease bei mir installiert und US-Marine im Persischen Golf fragt sich immer, was denn auf deren Radargeräten Angaben wie : Idealer Wendewinkel an der nächsten Boje, Mann-über-Bord Rückkehrkurs, Distanz bis zur Ziellinie und bevorzugte Startseite bedeuten. Ich sollte wohl doch nochmals den Lieferschein anschauen.

Die obligaten Fotos sind heute auf der Digitalkamera verblieben. Nur weil man mal im früheren Leben Vorstand einer EDV Firma war, muß man ja den Unterschied zwischen USB und seriellen Kabeln nicht schon in dunkler Nacht beim Einpacken riechen können ... oder etwa doch ?

Anfang nächster Woche sind noch ein paar Pressetermine. Dabei fallen dann sicher mal ein paar schöne Fotos ab. Evtl. schon am Dienstag hier an dieser Stelle.

Und damit die Überführungscrew auch nicht auf dem Weg zu den Kanaren verhungert, stauen sich jetzt schon die Lebensmittelvorräte in der Werft neben der sonstigen Ausrüstung. Es sieht nach einer "fetten" Reise aus. Hoffentlich boykottiert die Einwohnerschaft von Stubbeköbing jetzt nicht den örtlichen Supermarkt und "kauft" auf der Werft ein ... verstehen könnte ich es.

Thormod Ohm / 5.10.2001

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