Logbuch - Live von Bord!    
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19.10.2001

Wir sind endlich los ! ... und warum uns der Kühlschrank noch einen ganzen Tag gekostet hat.

Eigentlich (ich weiß, eigentlich soll man nicht eigentlich sagen), also eigentlich wollten wir um Punkt 15.00 Uhr am Mittwoch los. Der abschließende Umtrunk mit den Werftarbeitern und deren Abschiedsbriefe (mit hübschen Bildern vom Schiff, einer persönlichen Widmung des Eigners (also ein paar honigsüssen Worten von mir ) und dem Umschlag mit dem Tip) war bereitgelegt ... und dann mussten nur noch im Zuge der "kleineren Restarbeiten" die Auszüge im Kühlschrank montiert werden.

Nachdem dieses schon seit 1,5 Jahren ein echtes Thema war (die zuerst gelieferten Körbe rosteten schon beim ersten Hinsehen und sollten kurzfristig durch solche aus Niro ersetzt werden), wurden die geänderten Körbe auch schon am Tag der Abreise beschafft, passten natürlich nicht, wurden passend gemacht ... worauf sich die Tür nicht mehr schliessen ließ, diese passend gemacht wurde .... gegen 23.00 Uhr war es aber dann endlich soweit. Auch die letzten der Werftarbeiter wurden aus ihren Verstecken an Bord mitsamt Schleifpapier, Lackierpinsel und Sikaflex-Tuben getrieben und gesellten sich zu ihren Kollegen an Land.

Stilgerecht wurden wir von Tuborg trinkenden Werftarbeitern (mit kleinen, dänischen Flaggen in den frierenden Händen) verabschiedet. Mittlerweile war es kalt, dunkel, neblig aber nur ein bißchen regnerisch. Ich persönlich bin ja immer noch der Meinung, dass die Werftarbeiter nur deshalb so lange ausgeharrt haben um sicher sein zu können, dass wir auch wirklich ..... aber das beruht wohl auf Gegenseitigkeit. Peter, unseren Lieblingswerftmitarbeiter haben wir natürlich mitsamt Werkzeugkoffer, div. Holzstücken, Sikaflextuben, Epoxi-Material und sonstigen Reseveteilen mit auf die Reise genommen. Ein bißchen Schleifpapier und Lack für langweilige Tage hat er wohl auch in seinem Gepäck versteckt. Im Augenblick steckt er durch Zufall kopfüber in der Bilge und montiert die Deckwaschpumpe ( ... stand auch auf der Liste mit den "kleineren Restarbeiten").

Vor unserer Abreise galt es natürlich noch die ganzen Tonnen von Ausrüstung, Ersatzteilen und Lebensmitteln (7 hungrige Männer x 4 Wochen plus Feinkostzuschlag) an Bord zu verstauen. Erstaunlich, was sich auf 22 Meter Schiffslänge so alles verstauen lässt ... die ganze Crew hat nach Aufgabenschwerpunkten verteilt mit angepackt ... und damit ist das know-how entsprechend verteilt. Diese Crew darf wahrscheinlich das Schiff nie wieder verlassen, wollen wir noch mal etwas wiederfinden.

In den schlauen Lehrbüchern steht natürlich immer etwas von Stauplänen. Das haben aber Leute geschrieben, die noch nie unter Zeitdruck ein grosses Schiff mit noch unzureichenden Staumöglichkeiten (Körbe, Halterungen, Regale, etc. in den Backskisten und Schapps) in Dienst gestellt haben. Zukünftig werde ich auch vom heimatlichen Schreibtisch aus derartige Bücher verfassen. Das bringt mehr Geld und strengt lange nicht so an.

Nach einer ersten Nachtfahrt von 100 sm bei mässigen Winden erreichten wir am Donnerstag gegen 14.00 Uhr Kiel-Holtenau. Die restliche Crew an Bord nehmen, den restlichen Proviant an Bord nehmen, noch einmal quer durch Kiel fahren um die werftseitig vergessenen Beschläge für die Leesegel zu beschaffen (durch Zufall hatte der Beschlägelieferant der Werft am Abfahrtstag gegen 23.30 Uhr schon geschlossen ...) und schon war es für die Einfahrt in den Kiel-Kanal zu spät geworden. Also noch ein Top-Dinner an Bord, zubereitet von unseren 2,5 Topköchen, eine letzte ruhige Nacht und dann ging es heute morgen um 7.30 Uhr in den Kanal.

Angesichts des Wetterberichtes nutzen wir die langweilige Kanalfahrt zum Test aller notwendigen Beschläge für die Schwerwettersegel :

Dazu stehen heute Meilenfahrten zum Eichen der Logge und Messungen des Dieselverbrauches auf dem Programm. Zu mehr ist der Kanal aber auch nicht zu gebrauchen. Die erste Ladung Handtücher ist auch schon testweise in der Waschmaschine gelandet (wobei wir die Waschmaschine und nicht die Handtücher testen). Parallel dazu wird die Mikrowelle zum Auftauen des Fleisches genutzt ... und gerade schliesst unser dänischer Bootsbauer die Stichsäge an ... Bin ich denn hier im Hotel oder im E-Werk ? Aber irgendwie scheint die Bootselektrik das alles gut zu verkraften ... einfach nicht hingucken.

Nun werden die Düfte aus der Küche schlicht zu übermächtig, die Dunstabzugshaube kämpft gegen die Bratpfanne an ... der richtige Zeitpunkt seiner Aufgabe als Skipper nachzukommen und aus reiner Fürsorgepflicht der Crew gegenüber eine intensive Inspektion der diversen Töpfe und deren Inhaltes vorzunehmen.

Mehr von Bord morgen, so die Nordsee dies zulässt.

Thormod Ohm / 19.10.2001

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