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22.10.2001

Ramsgate im Herbst, Wunden lecken und Vorbereitung auf den Kanal.

Nun haben wir endlich unseren lang herbei gesehnten Schwerwettertest gehabt. Die Crew hat ihn perfekt bestanden, am Schiff fielen uns doch noch einige Kleinigkeiten auf ... Vorhergesagt für Sonntag waren im Gebiet der Themse-Mündung E-SE 2/3. Stärke 8 aus West sind es dann geworden, ein paar Böen kamen dann auch noch dazu. Und der entsprechende kurze, steile Seegang baute sich auch sehr schnell auf.

Im Summe hat sich das Schiff trotz aufgeholtem Kiel perfekt verhalten. Das Einsetzen in die Seen geschah relativ weich; es kam wesentlich weniger Wasser als erwartet an Deck. Mit moderater Besegelung ging es trotz 35 kn Wind immer noch mit 8/9 Knoten gegenan. Das Carbon Rigg stand wie die sprichwörtlich Eins, keine Schwingungen, kein Pumpen, kein Ausweichen des Mast-Topps nach Lee : Als wenn das Schiff bei Flaute im Hafen liegt. Die Segel ebenso perfekt. Auch das zweifach gereffte Groß steht besser als manches ungerefftes Groß auf anderen Schiffen. Das Einreffen geht aus dem Cockpit heraus schnell und problemlos. Dazu das kleine Stagsegel am wegnehmbaren Vorstag da die beiden rollbaren Genuas 3 und 1 bei den herrschenden Verhältnissen denn doch etwas reichlich waren.

Dafür aber denn plötzlich die Schreie der Mannschaft unter Deck (wie zufällig bei der Essenzubereitung) : Jede Menge Wasser im Schiff, die Bodenbretter fingen schon an aufzuschwimmen ! Also Pumpen an und die Pützen nach unten. Das Rätsels Lösung : In einer Leitung von der Duschpumpe der Eignerbades (also meins) nach aussen hatte die Werft das Schnüffelventil vergessen. So saugte die Leitung umgekehrt das Seewasser durch den Syphoneffekt nur so herein.

Weiter bei diesen Wetterbedingungen mit einem im Bodenbereich völlig durchnässten Schiff Richtung Dover zu gehen, wäre wohl unpassend gewesen. Also erstmal Ramsgate (25 sm weit weg, natürlich gegenan) anlaufen, Rein-Schiff machen, sicherstellen, dass es wirklich "nur" die Duschpumpe war und das Schiff für die weitere Fahrt in den engl. Kanal auch wirklich vorbereitet ist.

So kamen wir dann (schon wieder fast trockengelegt) gegen späten Nachmittag im herbstlichen Ramsgate an ..... und während die Spitzen-Küchen-Crew schon wieder mit der Zubereitung eines perfekten Dinners beschäftigt war (die haben doch allen Ernstes während eines halben Seenotfalles schon wieder Fleisch aus dem Tiefkühler zum Auftauen rausgelegt; die denken auch nichts anderes..), wurde in sinnvoller Arbeitsaufteilung das Schiff trockengelegt, sichergestellt, dass keine weiteren Fehler vorlagen und das Deck von Salz und Möwensch.. befreit. Als Eigner (und ausgewiesener Experte in Sachen Yachttoiletten) bekommt man dabei natürlich immer die schönsten Aufgaben ab ... die Toilettenanlage samt Fäkalientank war verstopft. Derartige Aufgaben übernimmt man am besten gleich selbst, statt sie an einen Unglücklichen weiter zu delegieren. Aber am Ende war auch das erfolgreich geschafft und ich kann auf meinem Spezialschraubenzieher wieder eine Scharte mehr eingravieren :

Am nächsten Morgen zeigte das Rückseitenwetter nach erfolgreichem Frontdurchgang (die, die uns gestern mit Stärke 8 getroffen hat) schon wieder einen klaren Himmel :

Die Sonne schien (zumindest für kurze Zeit) und ließ Zeit und Raum für die Abarbeitung unserer kleinen todo-Liste, natürlich erst nach langem Ausschlafen und natürlich wieder einem perfekten Frühstück (... diese Crew geb ich so schnell nicht wieder her, also dieser Obstsalat zusammen mit dem speziellen Gemüse-Rührei auch unter widrigen Umständen...). Gerade wird wohl das Dinner fertig, Zeit mit dem Schreiben auzuhören. Morgen geht es weiter in den Kanal rein.

Thormod Ohm / 22.10.2001

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