Logbuch - Live von Bord!    
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24.10.2001

Herbstliches Segeln im Engl. Kanal, da macht sogar Halmaspielen mehr Spaß.

Ramsgate nach Southampton, 200 Seemeilen weiter in Richtung Süden. Den Schwerwettertest hatten wir doch schon. Somit bestand eigentlich keine Notwendigkeit mehr für weitere Tests in dieser Richtung. Das sah aber Rasmus, oder wer immer dafür verantwortlich ist, völlig anders. Windstärke 5-7, in Böen (natürlich während der Nacht) auch mal 8, und dann fast genau von vorne. Dazu der beliebte ruppige Seegang im engen Ostteil des Kanals. Da denkt man dann nach den benötigten 28 Stunden doch daran, das Segeln zugunsten des Halmaspielens aufzugeben.

Selbst Dover war nur durch den Wellengang zu erkennen :

Irgendwie war dabei die Freiwache schlimmer als die Zeit an Deck. Dort hat man den üblichen Kampf gekämpft ( 2. Reff rein, 2. Reff wieder raus; Genua 3 ausgerollt, wieder reingerollt, stattdessen die Stagfock gesetzt, die wieder zugungsten der G 3 runtergezogen ... immer je nach Wind- und Seegangslage). Da gingen die drei Stunden Wache schnell rum. Unter Deck aber, insbesondere im vorderen Bereich der Eigner- und Crewgemächer war an geruhsamen Schlaf nicht einmal mehr zu denken : Wechselnde Krängung, 1 Meter durchschnittliche Freifallhöhe im Seegang auf der Koje (reicht für den eingeschwungenen Rittberger nicht ganz aus, für normale Flugbewegungen aber schon) und insbesondere eine unvorstellbare Geräuschkulisse beim Eintauchen des extrem steifen Kevlar/Kohlefaserrumpfes in die heranrollenden Wellen bei immerhin noch 7-9 Knoten Fahrt gegenan. Man meint, draussen würden 20 kräftige Männer mit Vorschlaghammer und Axt Einlass begehren; von mir aus hätten sie alle reinkommen können, wenn sie nur sofort mit dem Hämmern aufgehört hätten.

Die sonst übliche 5-Sterne Bordverpflegung wurde ohne Murren durch div. 5-Minuten Terrinen eines bekannten Herstellers von Simpel-Fertiggerichten für Koch-Analphabeten ersetzt; man durfte allerdings aus der reichen Palette auswählen. Mehr muß wohl über die Wettersituation nicht ausgesagt werden. In Southampton näherte sich dann die Bordverpflegung sich langsam wieder den üblichen Standards an :

Bei der Einfahrt in den Solent passierten wir bei schon wieder glattem Wasser das No-Man's-Land Eingangsfort, das den Solent mt der Isle of Wight und den Häfen Portsmouth und Southampton gegen die frühere Bedrohung einer französischem Invasion geschützt hat :

Nun gilt es in Southampton die Vorbereitungen für die Weiterreise durch Kanal und Biskaya zu treffen und den Wetterbericht nach einer passenden Lücke zwischen den herbstlichen Tiefdruckgebieten zu durchsuchen. Mehr von Bord in Kürze.

Thormod Ohm / 24.10.2001

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