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30.10.2001

Die Biskaya liegt hinter uns und weshalb fehlende französische Sprachkenntnisse nicht gerade zur Beruhigung beitragen können.

Auf See, Cap Finisterre, schwachwindig aus S/W Richtung.

Wir haben die gefürchtete Biskaya hinter uns ! Dank unserer Zeit- und Wetterplanung sowie unverschämt viel Glück, hat sich die Biskaya uns eher von der spätsommerlichen Seite gezeigt. In unserer letzten Biskaya-Nacht hat sie uns aber zumindest noch einmal ein bißchen Angst gemacht :

Der Wetterbericht hatte für das gesamte Gebiet ein aufkommendes Sturmtief vorhergesagt. Unserer Planung nach sollten wir es aber noch vor Eintreffen der Front schaffen. Und dann geisterten plötzlich die ganze Nacht unheilvoll klingende Wetter-Dringlichkeitsmeldungen über die Frequenzen der VHF-Seefunk-Kanäle ... in französischer Sprache ! Da keiner von uns über die entsprechenden Sprachkenntnisse verfügte, blieb uns deren Inhalt verschlossen : Wurde die Front resp. das Sturmtief schon früher erwartet ? Hatte sich die Wetterlage überraschend generell zu unseren Lasten geändert ? Der einzige englischsprachige Wetterbericht begann mit Gale-Warning (also Sturmwarnung), blieb aber danach akustisch unverständlich. Ich werde jetzt sofort einen entsprechenden Sprachkurs buchen, derartige Albträume möchte ich mir in Zukunft ersparen. Was immer es auch letztlich gewesen sein mag, was sich an bösartigem Wetter da im Biskaya-Bereich entwickelt haben mag, wir sind offensichtlich rechtzeitig davon gekommen.

Das Beweisfoto von Cap Finisterre muss leider entfallen. Die hohe Wassertemperatur von ca. 19° führt zu so schlechten Sichtbedingungen, manche sagen auch Nebel dazu, dass unser Radargerät die ganze Zeit mitläuft und Fotos leider nur weisse Wände um das Schiff herum zeigen.

Während der ganzen bisherigen Überführung hat sich die relativ hohe Grundgeschwindigkeit der Heaven can wait immer wieder als ausschlaggebend für die geplante "Umfahrung" der herbstlichen Schlechtwettergebiete erwiesen. Mit Standard-Etmalen von zumindest 180 / 190 Seemeilen auch bei noch überschaubaren Gegen- und Schwachwindlagen, lassen sich zwischen zwei Fronten der herbstlichen Tiefdrucksysteme immerhin meist 2-3 Tage effizientes Segeln vor dem nächsten Frontdurchgang "einschieben". Mit derartigen 500 Seemeilen-Etappen lässt sich eine solche Überführung auch im Spätherbst noch halbwegs sicher planen, solange technische Probleme oder zu schlechtes Wetter nicht das Glück überstrapazieren.

Für die kommenden Strecken erhoffen wir uns bei günstigen Winden natürlich noch bessere Resultate unter Einsatz der Gennaker.

Seit wir nun die span.- / protugisiesche Atlantik-Küste in Südrichtung abzulaufen beginnen, hat sich das Wetter spürbar gebessert. Erste T-Shirts werden im Tausch gegen Faserpelz aus dem Spind geholt, die Waschmaschine läuft mit den Duschen und dem Wassermacher um die Wette und die Crew freut sich über den gelungenen Erst-Abschnitt der Reise :

Wie geplant, wollen wir am Mittwoch kurz Porto zur Brennstoff- und Proviantübernahme anlaufen. Der Wetterbericht für die westl. portugisiesche Küste zeigt dann gute Bedingungen für eine zügige Weiterfahrt in Richtung der Kanaren, also keine Zeit für Portugal-Landausflüge. Mit der Flut in den Hafen rein, refueling, provisioning, Lunch, mit der Ebbe wieder raus; wie ein Standard-Container Frachter.

Die Küche ist heute ebenso in Hochstimmung und hat einen asiatischen Einschlag; wahrscheinlich ist das Kochbuch der portugisieschen Küche im ruppigen Seegang des engl. Kanals über Bord gefallen.

Thormod Ohm / 29.10.2001

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