Logbuch - Live von Bord!    
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28.11.2001

Ein teurer Bolzen, ein Schwabe gibt nicht auf, Backgammon halbkardanisch und voran kommen wir trotzdem noch. Status vom vierten Tag der Transatlantikregatta ARC 2001.

Tag 4 auf See, 23.56 N und 26.04 W, NE 5/6, 2-3 Meter See .

Vielleicht hätte ich doch die alte Seekarte der letzten Atlantiküberquerung nicht wieder an Bord nehmen sollen, war da doch die Position unseres Ruderbruches eingetragen ..... Es lief auch alles zu gut, raumschots, 25 kn Wind, Groß-Segel mit einem Reff und dem kleinen Gennaker (ca. 300 m²) oben, 10-12 kn Speed und zum Glück die gesamte Mannschaft an Deck ... ein letztes kurzes Klick und der entscheidende Bolzen der das Gestänge der Ruderanlage unter Deck mit dem Ruderschaft verband, fiel einfach raus ( die Werft hatte wohl vergessen, den speziell angefertigten Bolzen in seiner Position angemessen zu sichern).

Die Folgen können zumindest als ebenso teuer wie eindrucksvoll umschrieben werden. Ohne Ruderdruck geht das Schiff natürlich umgehend in den Wind, der Gennaker fällt zunächst kurz in sich zusammen, um sich dann komplett um das Rigg zu wickeln und sich dort zum Teil wieder mit Wind zu füllen .... bevor er dann in mehrere Teile zerriss. Das Groß wird nur noch durch den Bullenstander gehalten, der wiederum eine Relingsstütze verbiegt (natürlich eine komplizierte, mit der Entlüftung für den vorderen Holdingtank drin).

Drei Mann zerren also auf dem Vordeck um den Gennaker zumindest in Teilen wieder an Deck zu bekommen und endlich den immensen Winddruck aus dem Rigg zu bekommen. Peter bleibt im Cockpit um die Schoten zu bedienen und Chris eilt unter Deck um das Ruder zu prüfen. Nach einer "unterhaltsamen" halben Stunde war wieder alles im Griff : Der fehlende Bolzen wieder installiert und zunächst provisorisch gesichert, der zerrissene Gennaker wieder im Sack und das Boot nun unter Genua 1 wieder ordentlich in Fahrt. Schwein gehabt, niemand verletzt oder in der Hektik schwimmen gegangen.

Abgesehen vom Gennaker war unser schwäbischer Seeheld Klaus der Hauptleidtragende. Just 5 Minuten vor der Katastrophe war er erstmals von unten wieder an Deck erschienen : " Ich glaube es geht mir jetzt schon wieder etwas besser und kann richtig mit anfassen ....". Leider hat ihn der Ablauf der nächsten halben Stunde doch etwas zurück geworfen. Aber er gibt nicht auf und hält bewunderswert tapfer durch.

Noch haben wir für die etwas flaueren Tage (die sicherlich noch kommen) den grossen Gennaker bereitliegen. Wir geben das Rennen also noch nicht verloren, im Moment fahren wir natürlich etwas unter unseren Möglichkeiten. Wie Schumi, der nur im dritten Gang und mit angezogener Handbremse fahren kann .... Trotzdem haben wir im Verlauf der letzten 24 Stunden insgesamt 230 sm gesegelt, dabei ein Etmal von 205 sm erzielt. Für die nächsten 36 Stunden soll das Wetter noch anhalten, wir sind also guter Hoffnung. Noch sind allerdings über 2.000 sm bis in die Karibik.

So langsam kommt auch das gesellschaftliche Leben an Bord in Gang. Peter und Chris haben uns Backgammon Unterricht erteilt; ob die etwas von kommenden Flautenlöchern wissen :

Zusätzlich ist seit gestern die Angel wieder draussen ... der Erfolg ist noch überschaubar. Hoffentlich können wir hier demnächst bessere Erfolge berichten.

Unsere Positionsmeldung von gestern ist offensichtlich bei der Regatta-Leitung angekommen. Also müsste unser Standort nun auch langsam auf der elektronischen Seekarte im Internet zu sehen sein.

Für dringende (und nicht so dringende, aber dafür nette) Anliegen hat das Schiff auch eine Mailadresse :

heaven_can_wait@les-raisting.de

die wir täglich auf Nachrichten prüfen. Dazu einige Bitten :

Bitte nur kurze Textmails ohne Grafik und Anhänge !

Bitte in der Betreffzeile den Adressaten an Bord nennen, wenn nicht die gesamte Crew, der Eigner oder das Schiff selbst gemeint ist. Und bitte nicht zu viele Mails während der Überfahrt auch für Frischverliebte, die Satellitenleitung kostet 5 $ pro Minute.

Thormod Ohm / 28.11.2001

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