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1.06.2002

Whalewatching und 5-Sterne Verpflegung !

Logbuch, Samstag, 01.06.2002, 5.Tag, Sendedatum: 03.06.02,1130 UTC

Position: 37°07,9'N, 013°44,0 (2400 UTC)

gesegelte Strecke ab Horta:              717,1 NM

verbleibende Strecke bis Lagos: ca.            222,4 NM    

Wetter: bewölkt, gute Sicht, Luftdruck: 1028 hPa, fallend

Wind:   um S,  1 - 2 Bft., später um N, 3 - 4  Bft.

See:     0,5 - 1 m

Gegen 0300 UTC haben wir die westliche Länge von Funchal auf Madeira erreicht, das etwa 280 Meilen südlich von uns liegt (auf 32°38´N, 016°54´W).

0730 UTC: Der Wind ist so schwach, dass er nicht einmal das Groß in Form halten kann. Also nehmen wir es ganz weg und werden echte "Moderboodfarer". Die Aussichten auf Wind sind so schlecht wie nie zuvor auf dieser Reise. Die Motordrehzahl haben wir aus Sparsamkeit schon etwas reduziert, damit die Dieselvorräte länger reichen... Die Windkarten der nächsten vier Tage zeigen nur Fünf- bis Zehnknoten-Winde. Hoffentlich irren die Wetterfrösche sich hier...

0820 UTC: Miriam baut heute ein Büfett auf, das schon eher einem Brunch gerecht wird. Neben dem "üblichen" Programm werden Spiegeleier, gebratene Speckstreifen, "baked beans" und sogar kleine Würstchen aufgebaut. Der Tresen platzt aus allen Nähten. Man weiß nicht, was man nehmen soll, vor lauter Auswahl...

Gegen 0930 UTC starten wir eine Detailanfrage bei Thormod Ohm zu den Yachthäfen ab Cabo de Sao Vincente an der südwestlichen Algarveküste. Dort besteht für uns die nächste Tankmöglichkeit. Zwar gibt es in Portugal keinen "Café Solo", wie in Spanien, dafür aber "Cafésinho". (Wenn man es nicht ganz genau nimmt, sind sie sich sehr ähnlich....) Und für die ganz verwöhnten Leckermäuler dazu gibt es in jeder Bar schmackhafte kleine "Schweinereien", die überhaupt nicht dick machen...

Unsere Anfrage wird umgehend in Norddeutschland bearbeitet; das Internet und ein ebenso besorgter wie engagierter Eigner machen´s möglich! Wir ändern unseren Kurs geringfügig und setzen ab auf Cabo de Sao Vincente. Unser Dieselvorrat wird bis dort auf jeden Fall reichen. Die Distanz verkürzt sich gegenüber Gibraltar um etwa 170 Meilen, je nach dem, welchen Hafen wir ansteuern werden. (Der Wegepunkt Gibraltar wird im Laufe des Tages gegen Lagos ausgetauscht. Deshalb wurde auch das Etappenziel auch in der Kopfzeile geändert.) Ob wir dorthin oder doch woanders hinfahren, wird Chris noch entscheiden....

Natürlich wird auch heute wieder Backgammon gespielt......

Lunchtime um 1430 UTC: "Ein Geburtstagsmenü, toll"! denkt sofort jeder, der sich an die gedeckte Tafel im Salon setzt, dabei ist "nur" Wochenende. Miriam hat aufgefahren, und zwar richtig: Canapées mit Räucherlachs, dazu selbst gemachter (!) Sahnemeerrettich, eine "big-eye-tuna-sushi"-Platte aus dünn geschnittenen Filetstreifen und einem Sushidipp (Soja) plus der scharfen Wasabipaste (aus Meerettich), alles frisch angemacht versteht sich. Als dritte Komponente finden wir eine Schale mit Serviechi (Cervichi? s. Foto): roher Tunfisch, (am Vormittag) mariniert in Limonensaft mit klein gehackten Tomaten, grüner Paprika und Zwiebeln. Kräcker, Grissini und Oliven runden das ganze perfekt ab.

Offenbar haben wir heute alle Geburtstag und keiner hat´s vorher gewusst! Hat hier jemand was von Champagner gesagt? Der Ananassaft ist doch auch lecker!

Niemand an Bord hat ob der servierten Qualität noch irgendwelche Fragen, restlose Begeisterung ist angesagt. Das heißt, fast keine Fragen, denn Jochem hat eine: Er fragt zunächst sich selbst und dann Miriam, wieso sie eigentlich noch nicht verheiratet sei. So eine Frau wäre an Land doch sofort "weg". Und da liegt wohl auch des Rätsels Lösung: Die beiden (Chris und Miriam) sind einfach schon so lange auf See unterwegs und nicht mehr richtig an Land gewesen, dass es dort irgendwie keiner gemerkt haben kann.... Ganz schön schlau!

Nun ja - auch wenn der Neid an Land gleich das erträgliche Maß überschreitet -, fertig sind wir trotzdem noch nicht: Miriam serviert als Dessert einen frisch gebackenen, warmen (!) Apfelkuchen und einen Pot Kaffee. Jetzt sind alle fertig, im wahrsten Sinne des Wortes. Chris hat sich den Apfelkuchen übrigens noch mit Dosenmilch verfeinert....

1610 UTC: Eine Minibrise aus NW von 8 Knoten (plus X) hat sich in der letzten halben Stunde offenbar stabilisiert. Wir setzen Groß und Genua 1. Langsam aber sicher kann man wieder von Segeln sprechen (is´ doch mal ´was anderes, die Segelpuristen unter den Besucher/innen dürfen aufatmen.....). Die Bootsgeschwindigkeit steigt stetig auf 8 Knoten an. Wohlbekannte und angenehme Geräusche direkt aus den Atlantikwellen umgeben die "Heaven-can-wait" wieder.

Gegen 1800 UTC werden wir von einer ganzen Herde von respektablen Walen besucht. Die Tiere sind nach Schätzungen der "whalewatchers" an Bord zwischen 10 und 15 Meter lang. Weder auf den vier gezückten normalen Fotoapparaten, noch auf Digital sind richtig gute Fotos möglich, da sich die Wale eher gemütlich und immer nur teilweise aus dem Wasser bewegen. Eines dieser Fotos soll jedoch als Beweis der Beobachtungen veröffentlich werden. Die "Walwarnungen" der Dienstcrew werden über 2 Stunden regelmäßig wiederholt, da die Tiere offenbar mit uns zusammen cruisen. Bessere Fotos kommen trotzdem nicht heraus. Zunächst.

1840 UTC: Die Brise bleibt und verstärkt sich kontinuierlich. Unsere Geschwindigkeit liegt nun konstant bei 8 Knoten. Liter um Liter sparen wir Kraftstoff ein. Um1940 UTC sehen wir zum ersten Mal sehen wieder eine "9". Der Wind dreht weiter nördlich und nimmt auf 5 Bft. zu. Es ist nichts davon in den Vorhersagen vermerkt; Wettervorhersage: vergiss es.... Das Groß bekommt ein Reff, auch, weil es in der "galley" bald wieder losgeht.

Lt. Angabe des Bordcomputers werden wir zum Kap noch 30 Stunden benötigen. Unser nächster Hafen könnte Lagos an der Algarve werden (37°06´N, 008°40´W). Das steht aber noch nicht fest.

Ab ca. 2000 UTC dann ein Hammer! Die Azoren, das Walgebiet schlechthin, haben wir vor ein paar Tagen verlassen und nun das: eine Herde von sechs Tieren kommt bis auf wenige Meter (!) an die HCW heran. Die vorher gezückten Teleobjektive können  nicht schnell genug gegen Weitwinkel ausgetauscht werden! Ein tolles Erlebnis, wie die etwa 20 Meter langen Wale direkt vor dem Bug oder direkt neben dem Rumpf kraftvoll aus dem Wasser drücken. Direkt vor dem Auftauchen verändert das Wasser seine Farbe von dunkelblau auf Türkis. Dann taucht der Kopf aus den Fluten. Etwa eine halbe Stunde begleiten Sie uns zunächst auf beiden Seiten und vor dem Bug, später schwimmt eine Dreiergruppe als Formation in unserem Kielwasser, immer wieder hohe Fontainen auspustend. Wir mutmaßen, was die Wale veranlasst haben könnte, so lange bei uns zu bleiben. Chris meint, es sei die sehr bassbetonte Musik, die den Abend über an Bord gespielt wird. In der Tat, die Tiere entfernen sich, als ein längerer, sehr grooviger Titel zu Ende ist, und als wir diesen Titel nach etwa 2 oder 3 Minuten mit großer Lautstärke wiederholen, kommen sie von Achtern wieder mit "Volldampf" auf uns zu, alles wie in Zeitlupe und fast synchron. Es ist ein sehr beeindruckendes Erlebnis  für alle an Bord. Sogar Chris mit seinen über 100.000 Seemeilen hat so etwas tolles nur ein einziges Mal vorher in der Antarktis erlebt, wie er sagt.

Zum Abendessen gibt es selbstverständlich gebratenen Tunfisch erster Qualität, als Beilagen Buttermöhrchen, Wildreis und einer pikant abgeschmeckten Soße. Heute haben alle Geburtstag! Wegen des Walbesuchs hat das Dinner etwas später stattgefunden. Mittendrin musste Miriam die Vorbereitungen unterbrechen, geschadet hat es dem Essen nicht. Der Abwasch ist um 2130 UTC beendet. Als Dessert bekommen wir im Anschluss eine kleine Diashow mit Fotos aus der letzten Weltumsegelung und dem Antarktistörn vorgeführt. Sehr eindrucksvoll, was die beiden schon zusammen gemacht und erlebt haben. Viele der Fotos sind einfach grandios. 

Die HCW läuft super. Der rabenschwarze Himmel ohne eine Spur von Horizont macht es dem "helmsman" nicht gerade einfach, sich zu orientieren. Schließlich sind wir darauf angewiesen, möglichst viel Geschwindigkeit zu produzieren, wenn wir schnell zum Kap kommen wollen, ohne Sprit zu verbrauchen.

2230 UTC: Der Wachwechsel wartet. Die Dinnergesellschaft hat sich längst aus dem Salon in alle Ecken des Schiffs verkrümelt.

2320 UTC: Nach kurzem Rumeiern schläft der Wind zum wiederholten Male ein. Gerade noch 4 Knoten sollen es bleiben. Wir warten 10 Minuten ab, dann wird ausgerefft. Erst ab 0035 UTC geht es wieder etwas flotter mit 7,5 - 9 Knoten weiter.

Bis morgen,

Karsten

English summary :

Date: 01.06.02

Position: 37.11N, 16.21W

Weather: Variable cloud cover, good visibility.

03:00 UTC.  We have arrived at the longitude of Funchal, Madeira. We are 280 NM North of the islands, the wind is very calm, the mainsail doesn't even stay filled so we are now a real motor boat, travelling under bare poles.  The forecasts for the next few days are not good, forecasting between 5 and 10kts of wind from astern, hopefully the forecast will prove to be wrong, we have had to reduce engine revolutions in a bid to save fuel.

08:20 UTC.   Miriam presents a breakfast this morning that looks more like a brunch. Besides the normal fare, today we are also served fried eggs, bacon, baked beans and even mini sausages. Everybody feels like they are being fattened up for Christmas!

09:30 UTC.  Due to the possibility of having to make an unscheduled stop for fuel on the southern Portuguese coast, we submitted a request to Thormod Ohm, the owner, for additional information about the various ports there. It may mean that we won't get our planned coffee stop in Gibraltar, but the 'cafesinho' in Portugal should be a worthy substitute.

Our request is answered immediately from northern Germany, the Internet and an actively involved owner, making this possible.  We changed course to Cabo De Sao Vincente close to where we plan to stop for fuel, the exact stopping point will be decided closer to the time, the variable weather conditions and time being the factors that will influence the decision for Chris.

 

14:30 UTC.   It may seem that the only thing happening on the boat is eating; actually it may not be that far from the truth after today's lunch.  A birthday menu! 'Great'! Everybody has this idea when they take a seat at the saloon table, but it is 'only' Miriam's idea of a weekend special. Miriam has done a fantastic job!

Canapés of smoked salmon plus homemade radish cream, a 'big eye' tuna sushi plate made out of thin sliced tuna pieces together with a sushi dip and hot wasabi, everything freshly prepared. Next we find a dish of Cerviche. That is raw tuna marinated in limejuice with added diced tomatoes, green peppers and onions. Grissini, crackers and black olives complete the 'party', obviously it is everybody's birthday today, and nobody had any idea!! There was even a birthday cake to finish...I am not joking! A homemade, still warm from the oven, apple cake. A pot of coffee finished off this meal fit for kings!

16:10 UTC.   A light NW wind picks up; at around 8kts true it is enough to start sailing again. With a full mainsail and the big genoa we are finally sailing again, with speeds up to 8kts the sounds of the engine are replaced by the sounds of the Atlantic Ocean passing by the hull.

18:00 UTC.   We are visited by groups of whales of between 10 and 15M. Many attempts are made by the photographers aboard to capture the whales on film but the whales remain too briefly on the surface to allow any good shots.

18:40 UTC.   The light breezes from earlier settle down and strengthen slightly, each hour of sailing now is saving us diesel so the mood onboard is much improved. We are reaching speeds of 9kts when the wind shifts onto the North. The extra wind plus the shift mean that we need 1 reef in the main, Miriam is very happy about this, as operations are about to commence in the galley and the boat remains much flatter with the reef.

According to the onboard navigation computer it will take us 30 hours more to reach Cabo De Sao Vincente, our next possible stop for fuel could be Lagos, we are waiting to see how the conditions are when we get there.

20:00 UTC.   Another highlight blesses the crew of Heaven can wait, several hundred meters behind the boat can be seen 5 or 6 very large whales, speeding to catch up with us. They are moving faster than we are and are following the same course, after 15 minutes of chasing and after many photos being taken, the whales catch up with us.  The whales spend more than an hour surfacing and blowing fountains around the boat. The whales are about 20M in length and are surfacing about 10M away from the boat, an amazing sight and an unforgettable experience. The whales were playing under the bow as if they were dolphins; after a time and as the sky is getting dark the whales slow down but continue following 500m behind us where, right up until darkness fell they could be seen blowing.  This is an event even Chris has seen only once before, after sailing over 100,000 sea miles.

For dinner we get fried tuna served with buttered carrots, wild rice and a spicy sauce. The washing up is finished by 21:30 and for dessert we get a slide show of photos taken by Miriam during her round the world and Antarctic trip. Very impressive, most of the photos are simply stunning.

HCW is running beautifully, the totally blank cloudy sky makes helming a little difficult and it takes a while for the new on watch crew to orient themselves to the conditions..

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