Logbuch - Live von Bord!    
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3.06.2002

Endlich Wind und die veranstalten einen Fernsehabend an Bord !!!!.

Logbuch, Montag, 03.06.2002, 7.Tag, Sendedatum: 04.06.02,

Position: 36°10,8'N, 006°34,5 (2400 UTC)

gesegelte Strecke ab Horta:              1.068,6 NM

verbleibende Strecke bis Gibraltar:             ca.  17,8 NM        

Wetter: Sonnenschein, wolkenlos, gute Sicht, Luftdruck: 1025 hPa, fallend

Wind:   WNW,  2 - 4 Bft., zunehmend 5, auf W drehend

See:     0,5 - 1 m, später bis 1,5 m

Der Berufsschiffsverkehr hat im Laufe der Nacht erkennbar zugenommen. Dennoch bleibt alles im grünen Bereich. Fernglas und Radar zeigen uns früh genug an, welche Richtungen und Geschwindigkeiten die "Gegner" haben.

Als der Chronist gegen 1000 UTC aus der Koje krabbelt, haben sich einige Neuigkeiten angesammelt:

Seit 0515 UTC, zur Zeit des Sonnenaufgangs haben wir "Land in Sicht". Es ist Cabo de Sao Vincente, eine markante Landmarke an der SW-Spitze Portugals (ca. 37°N, 009°W) an der Algarve.

Chris hat sich zwischenzeitlich entschieden, doch weiter Kurs auf Gibraltar zu halten, da wir weniger Diesel verbraucht haben, als zunächst über den breiten Daumen geschätzt. Die Stunden für einen möglichen Zwischenstopp in einem der hiesigen Häfen können wir uns also sparen.

Zwei sehr kontaktfreudige Delfine haben sich beim Sprung aus dem Wasser um 0830 UTC sogar von Chris berühren lassen. Leider war außer Svend niemand dabei und ein Foto davon gibt es auch nicht.

Unser kleiner gefiederter Gast hat seine Überanstrengung durch den Langstreckenflug offenbar nicht überlebt. Er wurde von Schotenmann Jo feierlich den Fluten übergeben.

Ein traumhaftes Segelwetter erwartet uns heute: hellblauer Himmel mit wenigen, dafür aber blütenweißen Cumuluswolken, tiefblaues Meer mit leicht gekräuselter Oberfläche. Da wird man doch gerne wach.

Die Landnähe provoziert ein auffälliges Verhalten bei einigen Crewmitgliedern: diverse Handys werden plötzlich gezückt. Drei Portugiesische GSM-Netze sind im Angebot und machen es möglich, mit den Lieben zuhause zu telefonieren oder irgendein Business zu pflegen. Beides ist über die "Elektropoststelle" an Bord ebenfalls möglich und wird auch fleißig genutzt.

1355 UTC: Die richtige Zeit für einen kleinen Imbiss: Ein gemischter Salat mit gebratenen Tiefseekrabben soll es heute sein, ein üppig gefüllter Teller mit Honigmelonenscheiben, die je eine Bauchbinde aus Serranoschinken erhalten haben, sind das Dessert. Nein, nicht für jeden ein Teller, sondern einer für alle....

Webseitenleserin Eva aus dem Westfälischem Örtchen Haltern meldete heute per Email Zweifel an der Authentizität der in den letzten Wochen beschriebenen Bordverpflegung an. Weiterhin wurde der Verdacht geäußert, es handele sich stattdessen vielleicht nur um eine reine Marketingaktion, um weitere Interessenten zu werben.

Liebe Eva, seien Sie versichert: es ist nichts erfunden! Wir fristen unser karges Dasein tatsächlich so wie beschrieben auf der "Heaven can wait". Als Beweis übermitteln wir Ihnen und allen anderen Zweiflern ein Foto, das vorhin um 1410 UTC (1610 MESZ, Ihre Zeit zuhause in Haltern) aufgenommen wurde, direkt von der Baumnock aus, einige Meter außerhalb des Rumpfes, etwa 2,70m oberhalb der Wasseroberfläche. Eine sehr interessante Position an Bord, gerade dann, wenn der Wind mit über 20 Knoten in die Segel bläst und die HCW mal wieder über 10 Knoten Speed auf der Uhr hat. Das ist Segeln "at it´s best". Bitte  beachten Sie auch die Tischdekoration im Cockpit. Die Situation ist nicht gestellt!

Auch "Segelrauhbein" Svend wollte diese exponierte Lage für ein "outbord"-Foto der HCW nutzen und hat sich mutig auf den Weg zur Nock gemacht, wenn auch in sicherer Bauchlage, um sein wertvolles Fotogeschirr und vor allem sich selbst nicht unnötig zu gefährden. Was wir nur als kleines, aber amüsantes Video haben, ist sein "Rückzug" in Richtung Mast (Rück-zug kommt nämlich von Rück-wärts). Das ist wirklich sehenswert..... J. Wegen der recht hohen Übertragungskosten per Satcom verzichten wir hierauf und bitten dafür um Verständnis. Hier ist ein Foto des Paparazzo Svend.

Sollten die Schilderungen dieser Reise den einen oder anderen Interessenten motivieren, auch einmal mitzusegeln, so ist das vom Chronisten garantiert nicht erste Absicht, wird aber andererseits aus Sicht der Veranstalter sicherlich nicht gerade als Nachteil gesehen. Ein bisschen Werbung in eigener Sache ist bei diesem Niveau wohl auch erlaubt, oder?! Allerdings sei schon mal vermerkt: Für diese Saison ist es schon fast nicht mehr möglich, eine Buchung der HCW erfolgreich zu plazieren, und außerdem sind diese Schilderungen rein subjektive Empfindungen des Chronisten und ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

Weiter oben wurde schon angedeutet: Es wird wieder gesegelt! Und wie! Was keiner der Wind- und Wetterberichte auch nur ansatzweise gebracht hat: bis zu 25 Knoten Wind (6 Bft.) aus West powern uns raumschots mit bis zu 10,5 Knoten durch das noch immer sehr flache Wasser. Die Kombination mit den beschriebenen Wetterverhältnissen ist einfach traumhaft. Alle sehen immer wieder gespannt auf die Instrumente, wenn eine Böe in die Segel drückt, ob es einen neuen Rekord zu vermelden gibt. Wenn das wieder der Fall ist, wird gejubelt und geklatscht ("in echt"), obwohl das bei den doch eher gesittet wirkenden Herren an Bord wenig glaubhaft erscheinen mag. Helmsman Fritz wird ob der tollen Situation etwas übermütig und geigt ein paar Schlangenlinien. Ein lang gezogenes "Friiiiiiiitz!" vom Chef aus dem "Keller" reicht, und der Kurs auf Gibraltar liegt wieder an. Unser in diesen Dingen schon erfahrene "Crashgybejohnny" hätte Fritz ja auch mal einen kleinen Warntipp geben können..... ;-)

1605 UTC Kontinuierlich sackt der Luftdruck ab und beschert uns immer mehr Wind. 5 - 6 Bft. haben sich fest eingerichtet. Die Böen erreichen mittlerweile die 28 Knotengrenze, also schöne, wenn auch gerade mal knappe 7 Bft. Dennoch hält das die abgehärteten Sailors nicht davon ab, im Cockpit dem Backgammonspiel zu frönen. Aus der "galley" steigt der Duft frisch aufgegossenen Kaffees hoch. Die Kekse... (na gut, lassen wir das).

Das vorerst letzte Jubilieren hören wir, als das Log um genau 1724 UTC 13,0 Knoten anzeigt, verursacht durch eine 29er Böe. Der Bordcomputer korrigiert unser ETA (voraussichtliche Ankunftszeit) immer weiter nach unten. Für die Ankunft in Gibraltar hat er morgenfrüh vor dem Frühstück und für Mallorca nur 48 Stunden später (06.06.02, 0600 UTC) ausgerechnet. Ein Tankstopp ist natürlich nicht dabei berücksichtigt. Sollten wir ggf. darauf verzichten und die Gunst der Stunde nutzen? Der Luftdruck befindet sich weiter im "freien Fall". Vielleicht bringt uns das noch schneller zum Ziel. Die Wellen werden nach und nach höher, was uns jedoch nicht im geringsten stört. Sie kommen ja von achtern und schieben ein bisschen mit. Nur aufpassen muss der Rudergänger, klar.

1745 UTC: Während draußen die Wellen abgesurft werden, beginnen unter Deck die Vorbereitungen für das nächste Essen. Miriam wird uns heute kulinarische Freuden aus dem Asiatischen Raum kredenzen!

1806 UTC: Helmsman "Sheeting-Jo", alias (Schoten-) Jochem bringt der "Heaven can wait" den ultimativen Rekord: Eine etwas größere - und vor allem längere - Welle lässt das Schiff unter sicherem Händchen des Steuermanns auf 13,9 Knoten beschleunigen. Chris nennt ihn deshalb sofort: "Mister Thirteenpointnine". Welcher Name ist denn jetzt der schönere? Oder gehen beide, je nach Wetterlage? Wenn Jochem ausgeschlafen hat, werden wir ihn zu dem Thema persönlich befragen. Nach dem Adrenalinstoß musste er sich erst mal hinlegen - is´ klar, Sailor!

Um 1702 UTC haben wir von Thormod Ohm den aktuellen "weatherforcast" per Mail erhalten, hatten bisher aber noch keine Zeit hinein zu sehen. Das Ergebnis der um 1830 UTC durchgeführten Studien: Wieder ist nichts von "unserem" Wind vermerkt. Was machen die da nur, die Wetterfrösche? Stattdessen nur Winde um 10 - 15 Knoten auch für die nächsten Tage.

Seit den frühen Morgenstunden segeln wir bis etwa 6 Meilen nördlich der viel befahrenen Schifffahrtsstraße zwischen Gibraltar aus Richtung Mittelmeer und dem Kap in Richtung Biskaya. Wie an einer Perlenschnur reiht sich mit jeweils ein paar Meilen Abstand Frachtschiff an Frachtschiff.

Der Sonnenuntergang findet heute bei wolkenlosem Himmel statt, für ein Internetfoto eher ungeeignet.

2000 UTC: Das Essen war "formidable", ein Bami Goreng mit Hühnerfleisch und verschiedenen Gemüsesorten, ein bisschen pikant und mit einem kräftigen Schuss Sojasoße abgeschmeckt. Gleich im Anschluss an das Essen reffen wir das Großsegel (1. Reff), um für die Nacht etwas kommodere Steuerbedingungen zu erhalten. Der Skipper soll ja auch etwas entspannter dadurch sein, wie er selbst sagt.... Nach wie vor stehen beide Genuas und halten den Wind fest. Die Prinzessin lässt sich durch passenden Segeltrimm ganz gut auf Kurs halten. Nur manchmal, gerade dann, wenn der Rudergänger nicht 100%ig aufpasst, versucht sie auszubrechen. Das ist zum Glück eher selten der Fall.

2015 UTC: Diese Uhrzeit würde als MESZ genau passen als Start für das Abendprogramm im Deutschen Fernsehen. Hier an Bord ist heute (DVD-) Kinoabend mit dem Film "Familyman" mit Nicolas Cage, der bisher einzige Filmabend auf dieser Reise von Antigua nach Mallorca. Die Schokokekse stehen bereits griffbereit auf dem Salontisch und warten auf ihr nahendes Ende. Zwei einsame Sailors gehen Wache an Deck und sind gar nicht mal so unglücklich darüber, nicht teilnehmen zu können, zumindest der eine J davon....

Zwischen 1000 und 1100 UTC werden wir Gibraltar erreichen, sagt der allwissende Computer jetzt. Dort wollen wir die Tanks auffüllen und unseren Mitsegler Svend an Land bringen. Da er terminliche Verpflichtungen hat, die er unbedingt einhalten muss, geht er lieber auf Nummer sicher und steigt aus. Logemann Yachting hatte die Ankunft auf Mallorca für den 05.06. angekündigt und den Rückflug entsprechend gebucht. Aufgrund der Wetterverhältnisse war der Termin jedoch nicht zu halten. Für einen gemeinsamen Café Solo mit den "alten" Segelkollegen wird sicherlich noch genügend Zeit sein - hofft der Chronist.

2230 UTC: Wachwechsel: Wir haben gute Meilen gemacht im Laufe des Tages, mit 180 Meilen wird dabei das beste Etmal der Strecke Horta - Gibraltar herauskommen, obwohl die ersten Stunden recht mager ausgefallen sind.....

Bis morgen,

Karsten

English summary :

Date: 03.06.02

Position: 36.51N, 008.35W

Weather: Sunny, clear skies and good visibility.

During the night commercial shipping increased dramatically, with care and a good look out using the radar and a pair of binoculars this traffic causes no problems.

By 05:00 UTC there was quite a lot of news to report to the changing watch captain; land was sighted at sunrise, the tip of land marking the SW corner of Portugal, Cabo De Sao Vincente. The fact that we were able to sail much of the night enabled us to conserve enough fuel, enough to motor all the way to Gibraltar is necessary, and Chris made the decision to continue straight through to Gibraltar without making a stop in Portugal.

At 08:30, dolphins were seen playing in the bow wave of the boat, Chris, by hanging off the bow was lucky enough to manage to touch 2 of them as they jumped under his hand. The dolphins are extremely curios and spend a long time swimming on their sides so that they can watch you watching them! Unfortunately, Svend, who was watching Chris from the side deck, was not able to get a good photograph of the event.

A strange phenomenon overcomes the crew as we approach the shoreline; this ocean-hardened crew who are looking for peace and isolation amongst the waves suddenly become transformed into urban type yuppies with the appearance of many mobile telephones! Discussions about the best networks and features for the latest phone models start, in between the calls to back home and the various offices.

Website reader Eva, from Haltern, a small village in Westfalen, Germany, doubts the authenticity of the Internet reports regarding the food being served aboard HCW. Suggestions were made that the details of meals aboard could even be a publicity stunt to attract more guests to the boat!   Dear Eva, nothing in these Internet reports has been falsified, it is all true!  As proof, for you and any others that may doubt, a photo that was taken at 14:00 UTC is on display, the title is 'Haltern' and it was taken from the boom, while sailing at 10kts. Please observe the cockpit table; mixed salad with fried shrimps and a platter of sweet melon wrapped in Serrano ham! Lunch onboard HCW after 6 days of sailing!

Svend, having seen the photo of the cockpit table being taken from the boom decided that the overview photo of HCW would be a worthy addition to his own photo album. His problem was how to get out to the end of the boom without too much danger to himself,  or his valuable camera. After some consideration he opted for the worm impression technique; basically laying on his stomach and shuffling to the end of the boom. All went well and the photo was taken, the more entertaining part, for the crew at least was watching Svend trying to do the same manoeuvre, but in reverse towards the safety of the mast.

Never previously mentioned by the weather forecasts, the wind steadily increased to 25kts from the W. We were, during this period actually sailing!!! With a full mainsail, a poled out genoa number3 to windward the genoa 1 flying to leeward, the boat was doing 10.5 knots. The sunshine was splendid, the few clouds in the sky were pure white cumulus and the sea was still flat calm. Beautiful conditions, especially after the motoring conditions of the previous days. By 16:00 UTC the winds have stabilized and the air pressure is steadily dropping, with the gusts the wind occasionally reaches 28kts but this is not enough to stop the crew playing backgammon in the cockpit.

The boat speed record is registered at 17:24 UTC at 13.0 kts produced by a gust of 29kts, the ETA for Gibraltar is getting sooner and sooner, now it is planned for tomorrow morning at breakfast time; a quick stop for fuel, perhaps. There is always the possibility to continue to Palma non-stop if the barometer keeps falling and produces some stronger winds!  The waves are getting higher, but that is not a problem, they are arriving from behind and actually help to push the boat faster, naturally the helmsman needs to keep a steady hand!

Since the early morning we have been sailing about 6nm north of the commercial shipping lane that runs from the Gibraltar straights, around Cabo De Sao Vincente and north to the Bay of Biscay and the English Channel. On our horizon is a constant stream of cargo ships, monster container ships and bulk carriers of all sizes and apparent sea worthiness.

Dinner as usual has been a great success, Chinese stir-fry with chicken and a choice of vegetables completed with soja sauce.  Just before dinner the speed record for this trip gets broken again, Jochem, with a large grin on his face stands at the helm after surfing down a wave, immediately named 'misterthirteennine' the rush came right at the end of his watch and just before dark so when the skipper announced that a reef was to put in the mainsail for the night he feels sure his record will not be beaten, at least not tonight.

22:30 UTC. Watch changeover. Although not a huge days run, the 180nm sailed today are the most for this trip so far between Horta and Gibraltar, with the increased winds there is more hope of a quicker final part of this trip than the beginning has been.

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