Logbuch - Live von Bord!    
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31.05.2002

Es ist endlich passiert ! Ein richtiger FISCH !!!!

Logbuch, Freitag, 31.05.2002, 4.Tag, Sendedatum: 01.06.02, 0030 UTC

Position: 37°17,5'N, 017°25,4´W (2400 UTC)

gesegelte Strecke ab Horta:                     536,3 NM

verbleibende Strecke bis Gibraltar: ca.         575 NM  

Wetter: bewölkt, gute Sicht, Luftdruck: 1030 hPa, fallend

Wind:   um S,  1 - 3 Bft. , später abnehmend aus allen Richtungen

See:    0,5 - 1 m

Seit 0500 UTC läuft die Maschine. Sie wird gegen 1030 UTC wieder abgestellt, da eine kleine Brise aufkommt. Zwischenzeitlich macht sich die Crew über das Frühstücksbüfett her. Der Obstsalat wurde von Miriam um die Komponenten Ananas, Papaya und Banane erweitert.

Das stimmt die Gemüter friedlich und erfreut die Seelen. Das aufgebackene Weißbrot schmeckt heute noch besser als sonst....

1135 UTC: Der Wind ist wieder eingeschlafen, also verordnet Chris erneut Maschinenfahrt. Eigentlich hatten uns die Windkarten für heute einen 15-Knoten-Tag versprochen und erst für Morgen einen Flautentag. Von den 15 Knoten ist weit und breit nichts zu sehen. Das durchschnittliche Etmal der letzten beiden Tage ist mit ca. 157 Meilen für die Windverhältnisse zwar beachtlich, absolut gesehen aber nicht gerade berauschend. Wir müssen uns reichlich sputen, wenn wir den von "Logemann Yachting" vorgegebenen Intercity-Fahrplan einhalten wollen.......also den Hebel auf den Tisch und "full ahead!".

Selbst wenn wir mit 8 Knoten Durchschnittsgeschwindigkeit (statt der aktuellen 6,5 Knoten) weiterrechnen, werden wir die 670 Meilen bis Höhe Affenfelsen erst in der Nacht vom 03. zum 04.02. erreichen. Das bedeutet, dass der bei Reisebeginn lose in Erwägung gezogene Gibraltarzwischenstopp für einen Spanischen "Café Solo" ganz oben auf der Abschussliste steht. Sabine wird ihren Svend möglicherweise sogar erst am Abflugschalter auf Mallorca in die Arme schließen können. Das könnte eher Verstimmungen, anstatt erwarteter Begeisterungsstürme auslösen......

Der Bordtag verläuft ziemlich verschlafen, wie die "off-watch"-Fotoserie zeigt. Heute ist "Abhängen" angesagt.

Die Sailors, die nicht schlafen, dösen, lesen, spielen oder daddeln am Computer.

Man sagt doch: erst, wenn einem richtig langweilig ist, erhole man sich wirklich. Wenn das stimmt, sind wir morgen alle supererholt. Ohnehin sind in den letzten Tagen und Wochen so manche Alltags- und Sorgenfalten still und leise aus einigen Gesichtern entfleucht. Das liegt sicher nicht nur an der gesunden Seeluft. Es würde wohl keinen hier wundern, wenn "Logemann Yachting" die "Heaven can wait" demnächst als Wellness- oder Beautydampfer anbietet. Ein paar Vorher-Nachher-Fotos und schon läuft die Sache. Miriam macht sich schon mal Gedanken, wo die Fangopackungen verabreicht werden können.

1455 UTC: Die Maschine hat eine kleine Pause. Die guten 10 Knoten Wind bringen uns zur Abwechslung mal ohne Motor auf knappe 7 Knoten über Grund. Den direkten Kurs haben wir aber verlassen, um mit etwas mehr Höhe etwas mehr Speed zu erreichen. Die 7 ist also etwas "geschummelt", wenn man so will. Die neu gewonnene Ruhe ist angenehm und wird richtig eingesogen und die Sonne scheint durch ein kleines Loch in der Wolkendecke genau auf unser Deck. Einige Herren zeigen heute nicht nur Bein, sondern gefährlich mehr. Gut, dass Miriam in festen Händen ist (von wegen tolle Waden und so...). Die Temperatur im Salon beträgt moderate 23°C.

Miriam macht uns heute Pellkartoffeln mit hausgemachtem Knoblauchquark, dazu den obligatorischen Lunchsalat, der u.a. durch die neuen Zutaten Mais und leckerem Thunfisch glänzt.

1525 UTC: 30 Minuten Pause für die Maschine sind wirklich genug für eine Erholung. Unter Deck hat die halbe Stunde ausgereicht, ein Stück Schokolade in Ruhe zu verzehren.

1630 UTC: Endlich: der Kaffee ist fertig! Dazu werden natürlich wohlschmeckende Kekse serviert, damit wir nicht zu dünn werden. Miriam denkt aber auch an alles. Während unserer Kaffeepause treibt in einer Halben Meile Abstand auf Stb. eine Boje mit einer hohen Spiere vorbei. Wir raten, was die hier wohl zu suchen haben könnte. Alle drehen ihren Kopf in die entsprechende Richtung. So ein bisschen Bewegung an Bord tut richtig gut..... Würden wir jetzt eine Badepause in dem schon über 17°C warmen Wasser machen,  würde sicher der eine oder andere untergehen, weil der Bauch so voll ist..... Also bleibt jeder wo er ist, besser ist das!

Der Bordcomputer sagt leise: "still 76 hours to go to Gibraltar". Ob unser Diesel so weit reicht? Die Tankstellendichte im Atlantik ist einigermaßen mager. Wenn der Tank leer ist, sagen wir der Welt "BESCHEID!" Sailors Ehrenwort. Eines scheint dem Chronisten jedoch fast sicher zu sein: Wir müssen nach Gibraltar, denn: wir müssen tanken!

Also, vielleicht doch noch einen "Café Solo" plus einer klitzekleinen "Créma Catalan" vielleicht? Es darf gewettet werden.

2000 UTC: Seit etwa 45 Minuten gibt es in der "galley" Bewegung, die einzige an Bord zwar, dafür aber um so heftiger. Einer Dompteurin gleich, bändigt Miriam die Düfte, die aus den Töpfen zu entkommen versuchen. Scharf angebratene Rindersteaks, Butterbohnen (Butter muss sein, damit wir nicht zu dünn......), Kartoffelbrei - mit Muskat abgeschmeckt, das alles wird unser ansonsten sicher karges Wochenende auf See einläuten. Wer wollte heute abend noch mit in die Disco?

Im Laufe der Nacht werden wir die Höhe (besser: Westliche Länge) von Madeira und Porto Santo erreichen. Dazu vielleicht morgen mehr.

Denn vorher passiert DAS Ereignis des Tages, der Stunden, der letzten Wochen, das ultimative, unfassbare, unbeschreibliche, einfach DAS Ereignis schlechthin:

Nach Sonnenuntergang, um 2050 UTC beißt ein Fisch an! Und was für einer! Ein "Big-Eye-Tuna" von ca. 9 - 10 kg Lebendgewicht und 80cm Länge hat sich den Köder geschnappt als "watchcaptain" K. gerade dabei ist, den Autopiloten zu kontrollieren. Die Rolle spult und spult und sofort wird die Bootsgeschwindigkeit drastisch auf 2,5 Knoten reduziert, um den Fang nicht zu gefährden. (Zart besaitete Seelen müssen jetzt bitte kurz wegsehen!)

Chris ist mit einem Satz auf dem Achterdeck, um mit routinierten Handgriffen sein tödliches Werk zu verrichten. Langsam wird der Fisch an der Fangleine in Richtung Boot gekurbelt, dann mit dem langen, spitzen Haken gegriffen und an Deck gebracht. Da sich der Tunfisch in den letzten Minuten mächtig verausgabt hat (schließlich hatten wir 8,5 Knoten drauf, gegen die er angekämpft hat) und reichlich unter Schock stehen dürfte, ist er nun fast bewegungslos. Mit einem dünnen Tampen wird sein Schwanz an der Fußreling festgebunden. Ein gezielter Schnitt mit dem langen Messer und sein Schicksal ist endgültig besiegelt. Sofort hängt ihn Chris mit festem Griff über das Heck, um möglichst wenig Blut auf das edle Teakdeck tropfen zu lassen. Nachdem die Eingeweide fachgerecht entfernt sind, beginnt das Filettieren. Schon beim Hinsehen kann einem mulmig werden, wie Chris mit dem scharfen Säbel hantiert.

Drei oder vier Reporter der regionalen Presse - so scheint es - sind eingetroffen, um das Ereignis für die Welt festzuhalten, ein Blitzlichtgewitter wie beim Filmfestival in Cannes.

Nun ja, man könnte denken, die Geschichte sei hiermit zu Ende. Dem ist jedoch nicht so.

Denn - wie jeder weiß - alles im Leben kostet was, so auch dieser "Big-Eye-Tuna". Sein Preis besteht aus mehreren "Teilen": erstens: ein Stück Deutsche Nationale inkl. Flaggenmast, die beim Bergen des Fangs irgendwie über die Kante gekippt ist und zweitens: ein kleines Stück von Chris´  Daumennagel, sowie ein Scheibchen der Fingerkuppe (auah!), die sich Chris beim Zerlegen des Fisches mit dem fiesen Messer abrasiert hat. Chris springt fluchend auf dem Deck herum.

Mitsegler Svend ist, wenn er gerade mal nicht auf den Weltmeeren unterwegs ist, eigentlich Chirurg. Also führt er zunächst eine Schnellversorgung des verunfallten Fischers durch, damit dieser seine Arbeit vollenden kann. Als das einschließlich Decksgrundreinigung erledigt ist, untersucht er die Wunde noch einmal gründlich und kommt zu dem Schluss: alles halb so schlimm! Der Daumen wird erstklassig verpackt und bald - aber spätestens wenn Chris verheiratet ist - wird alles vergessen sein.

Der materielle Verlust an der Flagge hält sich eigentlich auch in Grenzen (der Eigner möge mir verzeihen...). Denn aus dem ursprünglich kräftigen schwarz-rot-gold haben UV-Strahlung und Salzwasser in den vergangenen 10 Monaten mehr ein "irgendwas" an verblichenen (kein Schreibfehler!) Brauntönen gemacht. Spätestens Mitte Juni wäre das Teil wohl fällig gewesen. Nun gibt kein zurück. Ob es in Gibraltar eine schöne neue gibt?

Miriam (ihr Name ist inzwischen Programm!) hat sich der beiden Filets angenommen und diese weiter verarbeitet. Ein Viertel davon werden wir morgen essen (2 sehr leckere Rezeptvarianten stehen zur Auswahl, werden aber noch nicht verraten...). Die anderen Dreiviertel liegen bereits gut verpackt in der Gefriertruhe für später. Für diesen Törn dürfte es allemal reichen.

Fast hätte ich vergessen, es zu erzählen: Noch während der Zerlegungsarbeiten werden alle an Deck befindlichen Personen nachdrücklich vom schwer bewaffneten Chris aufgefordert, ein Stück Sushi direkt von der Messerspitze aus zu probieren. Es schmeckt gut, wenn es auch ein wenig ungewohnt ist ;-).

Gegen 2200 ist auch unter Deck wieder alles im Lack. Die Wache wechselt um 2230 UTC. Bis 2400 UTC werden nur Regenwolken auf dem Radarbildschirm gesichtet. Aufgrund der recht kühlen Witterung tragen die diensthabenden Sailors inzwischen alle ihr komplettes Outfit inkl. Faserpelz usw., man weiß ja nie, ob es in der rabenschwarzen Nacht nicht doch noch regnen wird.

Bis morgen,

Karsten

English summary :

Date: 31.05.02

Position: 37.23N, 19.16W

Weather: Warm but overcast, good visibility.

 

The engine has been running since 05:00 UTC, a brief break due to increased wind in the morning allows everybody to run for breakfast. The addition of pineapple, papaya and banana to the morning fruit salad makes a welcome change that cheers everybody up.

11:35 UTC.  The wind has died, the engine is growling away again! The original weather forecast predicted around 15kts of wind for today and calm winds for tomorrow; obviously some small error somewhere, the wind doesn't appear.

The average 24hour boat run is only 157NM, not too bad considering the winds we have had. Unfortunately, if we intend to keep to the tight schedule that has been booked by Logemann yachting, the charter agents for the boat, we have to be moving a lot quicker.

At this rate, we have no chance to make our planned coffee stop in Gibraltar; in fact we will be lucky if we even make it to Palma in time for Svends' flight home!

The day onboard has been rather dull and has been slow, the crew have been amusing themselves with 'hanging out' in the cockpit, playing games, chatting or reading. The day's motto seems to be that you are not really relaxing until you are totally bored? If this is true, the boat will be full of extremely relaxed people tomorrow if the weather continues as it is now!

Lunchtime again, today Miriam prepared boiled potatoes with a homemade dip, the obligatory mixed salad enriched with tuna and sweet corn.

16:30 UTC.   Coffee break, biscuits and chocolate ensure that the together with the healthy sized meals, the crew are definitely not loosing weight!

During the coffee break an abandoned fishing buoy with a red flag on top drifted past within a few hundred meters of the boat, everybody turns their head in unison to watch it go by, at least the whole crew are getting some exercise!!

The onboard navigation computer is telling us that there are 76 hours to go to Gibraltar; is the diesel going to last? One thing is for sure, there is a shortage of gasoline stations in the Atlantic, and when the fuel is gone the boat is back to being a real sailing boat again, wind or no wind. In any case, the possibility for getting our coffee in Gibraltar is looking much better; we will for sure have to stop for fuel!

Now for the happening of the day, no.... wait, of the week, even the whole trip... unbelievable, amazing event, a FISH was caught on Heaven can wait!!!!!

At sunset (20:50 UTC) watch captain, Karsten goes to check the autopilot when the fish takes the lure. The line ran and ran, the boat is slowed down immediately so as not to allow the fish to take out too much line.

Chris rushes out from below deck to reel the fish in. Slowly the fish is drawn closer to the boat, and with a small gaff hook the fish is pulled on deck, an 8-10kg (20-25lb) big eye tuna.  After all the energy the fish used trying to escape it was semi comatosed by the time it arrived on deck, with a thin line tied to the tail and with it's belly and throat slit it is hung over the side to drain as much blood as possible.  Chris starts to clean the fish with a long sharp knife and to prepare it for filleting as the 'local paparazzi press photographers' arrive to immortalise the event on camera. The filleting continues in a professional way as the last of the daylight disappears.

All seems well that seems to end well, unfortunately, all is not ended and all is not well! As in all things in life, you get nothing for free. The tuna took his pay in 2 instalments:

Firstly, the German flag plus flag pole fell victim to the increased activity on the aft deck, after being snapped off at the base, the flag and pole fell off the back of the boat and drifted away. Hopefully we will be forgiven as the flag was looking a little tired after a full Caribbean season in the sun and the flag pole was due to be changed soon anyway.

Secondly, a small piece of Chris's thumbnail and a slice of the thumb tip as well. Aarrgh!! Chris jumps up and down on deck cursing. Remember Svend? When he is not cruising the oceans on different yachts he is a surgeon. So to start he helps Chris with some first aid and bandages the thumb so that Chris can continue with the fish. After finishing everything, including cleaning the deck Svend takes a closer look at the wound, his final comment was that it looked a lot worse than it was, so after cleaning and bandaging the thumb again, Chris was pronounced fit for duty again.

As an after thought, I forgot to mention that while the fish was being filleted, Chris, armed with the knife forced everybody on deck to try some sushi directly from the tip of the knife; it tasted really good but a little strange.

Miriam (well known by now) takes care of the 2 huge fillets, ¼ will be eaten tomorrow with 2 different recipes and ¾ of the fish is packed into the freezer, it should be enough for the rest of the trip.

22:00 UTC.  Everything below decks is under control; the watch is changed at 22:30. The weather outside is chilly and there are only rain clouds to be seen on the radar screen, the crew on watch are wearing all their winter wear under their foulies, topped off by life jackets, they are prepared for anything on this bleak night..

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